Stiftung Ethik & Ökonomie: Vergiftetes Leben – Bhopals Kampf um Gesundheit und Gerechtigkeit
Datum: 2019/11/19 – Themenbereiche: International | Nahrung und Umwelt | Politik | Tiere und Umwelt
35 Jahre nach der größten Chemie-Katastrophe[1] der Geschichte[2, 3, 4] sind die Menschen im indischen Bhopal[5] noch immer durch das verseuchte Grundwasser bedroht. In der selbstorganisierten Sambhavna Klinik[6] finden sie Hilfe und medizinische Versorgung. Ehrenamtliche Health-Worker besuchen Geschädigte, vermitteln medizinisches Wissen und legen Kranken-Akten an.
Auf ihrer Europa-Reise berichten[7] die Aktivistin Rachna Dhingra[8, 9, 10, 11] und eine Überlebende der Katastrophe von ihrer selbstorganisierten Klinik und vom andauernden politischen Kampf gegen den verantwortlichen Chemie-Konzern DOW[12] DUPONT.[13]
Veranstalter*innen/Text: ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie[14, 15, 16, 17, 18] und Amnesty Düsseldorf[19, 20, 21]
Bereits 2015 berichtete Dr. Mali aus der Sambhavna Trust Clinic von der Situation vor Ort.
Kommentare:
- 2020/11/03: Vielen Dank für den Mitschnitt! (Niklas Hoves[22], ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie)
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Stiftung Ethik & Ökonomie: Vergiftetes Leben – Bhopals Kampf um Gesundheit und Gerechtigkeit (Foto 1/4)
Moderator Niklas Hoves von der ethecon-Stiftung stellte die beiden GästInnen aus Indien vor.
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Stiftung Ethik & Ökonomie: Vergiftetes Leben – Bhopals Kampf um Gesundheit und Gerechtigkeit (Audio 1/1)
Vortrag und Diskussion (Audio 1/1) [MP3]
Angesprochen wurden folgende Themen:
- Niklas dankte den Organisatoren und begrüßte die BesucherInnen.
- Er stellte die beiden Preise von Ethecon vor, den Positivpreis Blue Planet Award[23] und den Negativpreis[24, 25] Dead Planet Award.[26] Auch The Dow Chemical Company wurde schon mit diesem Schmähpreis bedacht[27, 28], da der Konzern die Katastrophe von Bhopal zu verantworten hatte.
- Er stellte die beiden GästInnen vor.
- Rachna Dhingra beschrieb den Verlauf[29] der Chemie-Katastrophe, die damals noch von der Union Carbide Corporation[30, 31] zu verantworten war und der sofort 8000-10000 Menschen zum Opfer fielen. Von Anfang an begann der Konzern mit Desinformation sowie Verdrehen und Herunterspielen der Tatsachen und wurde dabei von der indischen Regierung unterstützt.[32, 33]
- Sämtliche Versuche, den damals zuständigen Vorsitzenden Warren Anderson[34] zur Verantwortung zu ziehen, wurden unterwandert und er starb als freier Mann.[35]
- Bis heute leiden die Menschen unter der durch Fehlentscheidungen von Warren Anderson in Kauf genommenen Katastrophe[36, 37] und haben nur eine geringe Entschädigung erhalten.
- Dennoch konnte Rachna Dhingra von kleinen Erfolgen berichten, wie z.B. gelegte Wasserleitungen.[38]
- Durch Verfahrensverschleppung[39] wurde ein Urteil verhindert – was in anderen Fällen ähnlich läuft.[40]
- Bei dem Fall geht es zum einen um Gerechtigkeit[41] gegenüber den Opfern und zum anderen darum, ein Zeichen zu setzen gegen Konzernwillkür.
- Die Bhopal-Überlebende in zweiter Generation[42] Nausheen Khan schilderte die Situation der 35 Jahre nach der Katastrophe in Bhopal aufwachsenden Kinder.
- Die Chemikalie Methylisocyanat[43, 44, 45, 46] zerstört auch weiterhin die Gesundheit und Arbeitskraft heutiger Familien.
- Sie schilderte einen Fall aus ihrer Familie, der stellvertretend steht für unzählige Fälle Betroffener und der sie motivierte zu studieren, um dagegen ankämpfen zu können.
- Sie schilderte die Aufgaben ihres Berufes als Sprachtherapeutin und rief dazu auf, diesen langen Kampf zu unterstützen.
Es folgte eine angeregte Diskussion mit dem Publikum. Besprochen wurden u.a. diese Themen:
- WikiLeaks[47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57] wies nach, wie The Dow Chemical Corporation Aktivisten überwachen lies.[58, 59]
- Es ist den Petitionen (der Überlebenden) und der Forschung zu verdanken, dass das Thema heute überhaupt noch juristisch bearbeitet wird – trotz des großen Betrugs, all der Verwicklungen zahlreicher Beteiligter und der Vorenthaltung von Informationen gegenüber den Betroffenen; u.a. dass Natriumthiosulfat[60, 61, 62, 63] (Fixiersalz) ein geeignetes Gegenmittel[64, 65, 66] gewesen wäre.
- Rachna Dhingra schilderte, dass ihre Initiative ausschließlich von nichtstaatlichen und von der Wirtschaft unabhängigen, rein privaten Stellen finanziell unterstützt werde.
- Sie sprach über die kleinen Siege, aber auch über noch zu vollbringende Aufräumarbeiten und dringende medizinische Versorgung. Und letztendlich über die noch ausstehenden Bestrafungen der für die Katastrophe Verantwortlichen.
- Sie plädierte dafür, die Vorstände an den Pranger zu stellen sowie Politik und die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren.
- Sie legte dar, dass dringend unabhängige und/oder behördliche Experten zur Durchführung der Dekontamination[67, 68, 69] benötigt werden.[70]
- Rachna sprach über die desolate Umweltsituation in Indien und welcher Druck in Europa und den USA aufgebaut werden konnte.
- Sie sprach über die durchschnittlichen Krankheitsraten und Erbschäden.[71]
- Sie sprach über die wenige Forschung und die erst spät erschienenen Studien. Auch werden vom Konzern wichtige Informationen zu den Chemikalien nicht veröffentlicht. Daher kann den Menschen nicht richtig geholfen werden.
- Sie sei aber froh über das Erreichte und die viele Solidarität[72, 73, 74] und Unterstützung. Am 35. Jahrestag der Katastrophe soll es internationale Solidaritätsaktionen geben.
- Die zu den POP[75, 76, 77] zählenden Chemikalien werden gar nicht oder nur sehr langsam abgebaut und schädigen daher die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen über viele Jahre.
- Ein Besucher wies auf die globale Verbreitung und Auswirkungen der POP hin.
- Abschließend bedankte sich Moderator Niklas Hoves für das Interesse und wies auf die Auszeichnung von Rachna Dhingra mit dem Blue Planet Award 2019[78] hin.
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Stiftung Ethik & Ökonomie: Vergiftetes Leben – Bhopals Kampf um Gesundheit und Gerechtigkeit (Foto 2/4)
Rachna Dhingra berichtete von der Chemie-Katastrophe und dem Kampf um Gerechtigkeit.
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Stiftung Ethik & Ökonomie: Vergiftetes Leben – Bhopals Kampf um Gesundheit und Gerechtigkeit (Foto 3/4)
Die Überlebende der Chemie-Katastrophe Nausheen Khan schilderte die aktuelle Situation vor Ort.
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Stiftung Ethik & Ökonomie: Vergiftetes Leben – Bhopals Kampf um Gesundheit und Gerechtigkeit (Foto 4/4)
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