Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion
Datum: 2021/09/04 – Themenbereiche: Arbeit und Wirtschaft | Nahrung und Umwelt | Politik | Tiere und Umwelt
Als Auftaktveranstaltung zur Woche der Nachhaltigkeit 2021[1] in Neuss[2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9] referierte und diskutierte der Dokumentarfilmer, Journalist und Autor Valentin Thurn[10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18] im Romaneum[19] zum Thema Global denken – Lokal essen über Möglichkeiten die weltweite Ernährungskrise[20, 21] zu lösen. Anhand einiger Beispiele verdeutlichte er, dass es funktionierende Alternativen zur von der Agro-Industrie[22] propagierten Methode, die Welternährung mit Giften und Gentechnik[23, 24, 25, 26, 27, 28] sicherzustellen gibt und vertiefte seine Gedanken in der anschließenden Podiumsdiskussion gemeinsam mit dem Publikum.
Wir brauchen für den Umgang mit Tieren keine neue Moral. Wir müssen lediglich aufhören, Tiere willkürlich aus der vorhandenen Moral auszuschließen.
(Helmut F. Kaplan – Philosoph und Autor[29, 30])
Kommentare:
- 2021/09/08: toll - freue mich über deine Dokumentation. (Agnes Groschke-Faruß, Ernährungsrat[31, 32, 33, 34] im Rhein-Kreis Neuss[35, 36])
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 1/19)
Valentin Thurn begann seinen Vortrag zum Thema Global denken – Lokal essen
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Audio 1/1)
Audioaufzeichnung vom Vortrag und der anschließenden Diskussion (Audio 1/1) [MP3]
Im Vortragsteil wurde über folgende Themen gesprochen:
- Marie Batzel[37, 38] (Leiterin der Volkshochschule Neuss[39, 40]) eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die Gäste.
- Reiner Breuer[41, 42, 43, 44, 45] (Bürgermeister[46, 47] der Stadt Neuss) eröffnete die Woche der Nachhaltigkeit.
- Ralf Resch[48, 49] (Nachhaltigkeitsberater) dankte allen Helfern der Veranstaltung. Er stellte den Referenten Valentin Thurn vor und leitete ein in das Thema des Abends.
- Valentin Thurn begann den Vortrag mit der Vorführung des Trailers[50] seines Films Taste the Waste[51, 52, 53, 54, 55, 56, 57] und ergänzte wichtige Details dazu.
- Er wies darauf hin, dass es für die komplexen Probleme der Welt keine einfachen Lösungen gibt – selbst wenn manche Akteure das behaupten! Für seinen Film 10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?[58, 59, 60, 61, 62, 63, 64] hat er sich weltweit auf die Suche nach Lösungen für die Ernährungssituation gemacht und sehr unterschiedliche Ansätze gefunden, die sich aber nicht auf die ganze Welt übertragen lassen.
- Er sprach darüber, dass in der EU die Ernährung rund 40% der Treibhausgasemissionen ausmacht.[65, 66, 67] (Ergänzung: Zwar kommen verschiedene Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen, dennoch zeigen diese alle die fatalen Einflüsse der nahrungsmittelbedingten CO2[68, 69]-Emissionen auf.) Er setzte diese in Relation zu den deutschen, ebenfalls sehr hohen Emissionen in den Bereichen Industrie und Verkehr.[70, 71, 72, 73] Somit stellen mögliche Reduktionen der Emissionen ein wirksames Instrument dar zur Eingrenzung des Klimawandels.[74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82]
- Als große Faktoren skizzierte Valentin Thurn die Einflüsse von weggeworfenen Lebensmitteln[83, 84, 85], dem übermässigen Verzehr von tierischen Nahrungsmitteln[86, 87, 88, 89, 90, 91, 92] und dem Einsatz von Stickstoff-Dünger[93, 94, 95, 96, 97, 98, 99] in der konventionellen Landwirtschaft. Abschließend erwähnte er kurz die Trog vs. Teller-Konkurrenz.[100, 101]
- Er berichtete von seiner Suche nach Wegen zur Regionalisierung des Ernährungssystems, was zunächst zur Online-Plattform Taste of Heimat[102] führte. Dabei stieß er auf den nordamerikanischen Food Policy Council, was die Vorlage war zum Aufbau des Ernährungsrat Köln.[103, 104, 105, 106] Als regionalen Vertriebsweg nannte er die Marktschwärmer.[107, 108, 109, 110, 111, 112, 113]
- Er schlug vor, dass Umweltnebenkosten in die Produkte eingepreist sein müssten,[114] statt sie der Allgemeinheit aufzubürden. Mindestens aber sollten die Betriebe unterstützt werden, die sich auf der lokalen Ebene für Artenvielfalt einsetzen[115, 116, 117] und Produkte für den lokalen Markt produzieren. Er berichtete von konkreten Erfahrungen des Ernährungsrates und erwähnte das Schülerbildungsprojekt GemüseAckerdemie[118, 119, 120, 121, 122, 123, 124] sowie die Arbeitsgruppe Essbare Stadt[125, 126] Köln[127, 128, 129] und sprach über den Wert urbaner Gärten.[130, 131, 132, 133, 134] Diese lange Arbeit war im wahrsten Sinne des Wortes sehr fruchtbar.
- Zur Rehabilitierung des Fleischkonsums sprach er über das CO2-Bindungsvermögen von Grasland.[135, 136] (Ergänzung: Dessen Effektivität muss neben der dringend zu führenden tierethischen[137, 138, 139, 140, 141, 142] Diskussion doch sehr in Zweifel gezogen werden.[143] Zumal es mit der Biologisch-veganen Landwirtschaft/dem Biozyklisch veganen Anbau[144, 145, 146, 147, 148, 149, 150] inzwischen ein System gibt, welches ohne Tierausbeutung und klimaschädliche Hilfsprodukte auskommt.) Er räumte aber ein, dass Fleisch aus den Supermärkten fast ausschließlich aus Massentierhaltung stammt.[151, 152, 153, 154, 155]
- Er kündigte das sich gerade in der Produktion befindliche neue Filmprojekt Holy Shit[156] an, welches das Potenzial auslotet, menschliche Ausscheidungen als Dünger[157, 158, 159, 160, 161] zu verwenden statt des klimaschädigenden Stickstoffdüngers.
- Valentin Thurn skizzierte die Möglichkeit durch entsprechende Zölle klimafeindliche Importprodukte zu verteuern und somit unattraktiv zu machen (Klimazoll/CO2-Grenzausgleichssystem/CO2-Importsteuer).[162, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 171] Auf jeden Fall könne mit zentral gelegenen Produktions-, Verarbeitungs- und Verteilzentren (Food Hubs[172]) die regionalen Lieferketten gestärkt und das Klima entlastet werden.
- Abschließend berichtete er erfreut, dass einige der genannten Ideen inzwischen auf kommunaler Ebene aufgegriffen wurden.
Im Diskussionsteil wurde über folgende Themen gesprochen:
- Der Moderator Ralf Resch stellte die Teilnehmer der Diskussionsrunde vor.
- Michael Berrisch[173] (Landwirt) sprach über seine Produkte und die Motivation diese lokal zu vermarkten sowie die große Akzeptanz in der Kundschaft, wenn auch dies mehr Arbeit bedeutet.
- Dorle Gothe[174, 175] (Vorstandvorsitzende der Regionalwert AG[176] Rheinland[177, 178, 179, 180, 181]) berichtete von ihrer Motivation und die Herausforderungen regionale Strukturen zu stärken und nannte konkrete Beteiligungsprojekte.
- Agnes Groschke-Faruß (Ernährungsrat im Rhein-Kreis Neuss[33, 34]) sprach über ihren Weg zum Ernährungsrat bis hin zur Arbeitsgruppe Trinkwasser[182] und der Arbeitsgruppe Ernährung und Gemeinschaftsverpflegung[183, 184, 185] für Kindertagesstätten und Schulen. Sie berichtete vom aus anderen Kommunen adaptierten Konzept der Arbeitsgruppe Essbare Stadt[186] und befürwortete ebenso das System der Food Hubs.
- Holger Böker[187, 188] (Bereichsküchenleiter) schilderte seine Pionierleistung in der veganen[189, 190, 191, 192] Küchenarbeit, die allen Widrigkeiten zum Trotz auf die bezahlbare Frischküche in Altenheimen setzt und mit nachhaltigen[193, 194, 195] regionalen Produkten arbeitet. Er wies darauf hin, dass er seine vegane Küche nur als vegetarisch deklariere, da vegan als giftig und ausbeuterisch angesehen werde. Die Frischküche ermögliche ihm mehr Flexibilität. Er berichtete von der gerade entstehenden Zusammenarbeit mit dem rein handwerklich arbeitenden Salatanbauprojekt ZWEI MORGEN LAND.[196, 197] in Mönchengladbach.
- Als Antwort auf die erste Publikumsfrage schilderte Bauer Berrisch, welche Produkte der Betrieb produziert.
- Valentin Thurn beantwortete die nächste Frage, wie man all das vorhandene Engagement zur Volksbewegung machen könne, mit einem Exkurs zum Bürgerrat Klima[198, 199, 200, 201, 202, 203], da dieser einen repräsentativen Durchschnitt der Bevölkerung abbilde. Jenseits der Pro-/Contra-Fleisch-Diskussion erwähnte er das Projekt Setup Food Strip – Raum für innovative agrarische Geschäftsmodelle im Rheinischen Revier[204], bei dem es um die Schaffung neuer Wertschöpfungsketten der regionalen Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier geht, auf rekultivierten[205] Böden[206] mit lokalen Pflanzensorten[207, 208] und kurzen Vertriebswegen; wie z.B. mit der Rheinischen Ackerbohne[209, 210, 211, 212] (die sich inzwischen sogar zu Tofu verarbeiten lässt[213]) und Kölschem Kinoa[214, 215], 216] (so dass Quinoa[217, 218, 219, 220] lokal und nachhaltig prodziert werden kann, ohne dass der peruanischen Bevölkerung ein Grundnahrungsmittel genommen [221] und energieaufwendig nach Europa importiert wird). Als weitere Ideenschmiede nannte er das WandelWerk Köln.[222, 223, 224, 225, 226, 227, 228]
- Dorle Gothe berichtete von lokalen Projekten aus Köln.
- Heinrich Hannen (Lammertzhof GbR[229, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 236]) zeigte sich begeistert von den zahlreichen Projekten, die sich gegenseitig unterstützen und ermutigte die Anwesenden, sich noch weiter gegen den aktuellen Trend zu Cook and Chill[237] zu positionieren. Er fragte, wie man noch mehr Frischküchen schaffen könne.
- Valentin Thurn schilderte ein Beispiel, wie dies an einer Schule gelungen ist, wo der Elternschaft der Mehrpreis für die gesunde Küche wert war.
- Holger Böker ergänzte, dass Cook and Chill durchaus gelingen kann, wenn alles auf den Punkt produziert wird. Er berichtete von seinen Erfolgen, Frischküche anzubieten.
- Dorle Gothe sprach darüber, dass Cook and Chill-Gerichte ernährungsphysiologisch durchaus in Ordnung sein können, aber mehr Energie verbrauchen und transportiert werden müssen.[238, 239] Zumal dieses Verfahren Abhängigkeiten produziert.
- Ein Besucherkommentar schlug vor, dass an den Schulen wieder verpflichtend Ernährungslehre[240, 241, 242] unterrichtet werden müsse. Ralf Resch berichtete, dass das Neusser Urban-Gardening-Projekt[243] seit kurzem auch eine Kindergruppe anleite. Agnes Groschke-Faruß fand die Schülerbildungsarbeit gut aufgehoben in den Food Hubs und nannte das Vorzeigeprojekt in Hannover. Dorle Gothe berichtete vom Treffen des Ernährungsrat Neuss in einem Kindergarten, der nur gesundes Essen anbietet. Marie Batzel wies auf die Küche der Volkshochschule Neuss mit seinen (nicht als vegan deklarierten) Kochkursen[244] hin.
- Ein Besucher befragte Bauer Berrisch zu seiner Meinung zum Fall Tönnies[245], was dieser auch als Problem darstellte und seinen Betrieb als Alternative positionierte. Ralf Resch wies auf das deutsche Schweinesystem hin, welches Tierfutter importiert[246, 247], mit der Gülle hier das Grundwasser verseucht[248, 249, 250, 251, 252, 253] und das Endprodukt vermehrt nach China exportiert.[254] Dieses System könne leicht zusammen brechen. Dorle Gothe wies auf die gigantischen Stallanlagen in China[255, 256] hin, was zulasten der hiesigen Schweinezüchter geht[257, 258, 259, 260, 261, 262] und das Märchen vom Weltmarkt Lügen straft.
- Ein weiterer Gast fragte nach der Dringlichkeit politischer Rahmensetzung, die Valentin Thurn bestätigte, da der Markt nicht alles richte. Auch der Verbraucher sei mitverantwortlich. Die Landwirtschaftspolitik agiere falsch und die Märkte reagieren nur, wenn es sich lohnt. Direktvermarktung ist ein gutes Konzept. Lebensmittel sind keine normale Ware. Die Politik könne hier nachhaltige Rahmenbedingungen setzen.
- Ralf Resch leitete die abschließende Fragerunde ein zu Wüschen und Vorstellungen der DiskussionsteilnehmerInnen. Holger Böker wünschte sich ein Netzwerk mit besser funktionierenden Lieferketten. Agnes Groschke-Faruß wünschte sich weitere Helfer im Ernährungsrat Neuss für einen digitalen Einkaufsführer. Valentin Thurn plädierte für weitere Zukunftsvisionen, um z.B. den Klimawandel zu bewältigen. Er sprach in dem Kontext seinen neuen Film Träum weiter![263, 264, 265, 266, 267, 268] an. Dorle Gothe träumte von Produkten zu fairen Preisen und vom Regionalwertbericht[269], welcher die Bezahlung nach Leistung ermöglicht. Michael Berrisch wünschte sich eine angemessene Bezahlung und die politische Unterstützung von hochwertigen Produkten.
- Moderator Ralf Resch appelierte an die Verantwortung des Konsumenten und nannte einige Anforderungen an Lebensmittel. Er überreichte allen DiskussionsteilnehmerInnen eine symbolische Tomate. Nach Terminhinweisen über die Woche der Nachhaltigkeit hinaus beendete er die Diskussion.
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 2/19)
Marie Batzel (Leiterin der Volkshochschule Neuss) eröffnete die Veranstaltung
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Grußworte von Reiner Breuer (Bürgermeister der Stadt Neuss)
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Ralf Resch (Nachhaltigkeitsberater) übernahm die Moderation des Abends
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Blick in den Veranstaltungssaal
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Valentin Thurn bei seinem lebendigen Vortrag
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Die anschließende Podiumsdiskussion mit folgenden Teilnehmern:
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 8/19)
Michael Berrisch (Landwirt)
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 9/19)
Dorle Gothe (Vorstandsvorsitzende Regionalwert AG Rheinland)
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 10/19)
Agnes Groschke-Faruß (Ernährungsrat im Rhein-Kreis Neuss)
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 11/19)
Holger Böker (Bereichsküchenleiter)
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 12/19)
Valentin Thurn beantwortete Publikumsfragen
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 13/19)
Ralf Resch wies auf die Nachhaltig leben-Kurse[270] der Volkshochschule Neuss hin.
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Abschlußrunde
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 15/19)
Das obligatorische Familienfoto
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Nachfolgende Diskussionen I
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 17/19)
Nachfolgende Diskussionen II
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 18/19)
Nachfolgende Diskussionen III
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Woche der Nachhaltigkeit: Impulsvortrag von Valentin Thurn mit Podiumsdiskussion (Foto 19/19)
Nachfolgende Diskussionen IV