Heinrich-Böll-Haus Langenbroich:
Tag der Offenen Tür
Datum: 2022/06/12 – Themenbereiche: Arbeit und Wirtschaft | Frieden, Krieg, Militär, Waffen | International | Kunst und Kultur | Migranten, Flüchtende und Faschismus | Politik
Wie schon vor rund fünf Jahren anlässlich des 100. Geburtstages[1, 2] des Schriftstellers Heinrich Böll[3, 4], fand im Heinrich-Böll-Haus Langenbroich[5, 6] ein Tag der Offenen Tür statt[7] mit internationalen Gästen aus Kultur und Politik sowie ehemaligen StipendiatInnen. Die Veranstaltung stand im Schatten des vor rund vier Monaten eskalierten völkerrechtswidrigen[8, 9] Ukraine-Krieges.[10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23] Neben einem musikalischen Rahmenprogramm stellten sich zwei Schriftsteller vor.
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Kapitel 2: Veranstaltungsprogramm
Die Reden und Interviews des Festes aus dem Garten des Heinrich-Böll-Hauses Langenbroich
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 26/43)
Die BesucherInnen waren da, die Lesungen und Gespräche konnten beginnen.
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 27/43)
Begrüßung der Gäste durch den Geschäftsführer des Heinrich-Böll-Hauses Langenbroich Stefan Knodel[24]
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Audio 1/4)
Die Begrüßungsrede von Stefan Knodel (Audio 1/4) [MP3]
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 28/43)
Katja Zakotnik[25, 26, 27, 28, 29, 30, 31] stellte das Duo Katja & Naila vor.
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 29/43)
Damit die Kunst nicht ins Wasser fällt: klassische Musik im (stillgelegten) Swimmingpool des Hauses, wurde gespielt von Katja Zakotnik und Naila Alvarenga Lahmann.[32, 33, 34]
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 30/43)
Die Darbietung gefiel den BesucherInnen.
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 31/43)
Mitglied des Vorstands und Bürgermeister a.D. von Düren[35] Paul Larue[36]
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Audio 2/4)
Dank und Begrüßung der Gäste und Unterstützenden (Audio 2/4) [MP3]
Es wurde zu folgenden Themen gesprochen:
- Paul Larue begrüßte die Gäste und zeigte sich erfreut über das schöne Wetter.
- Er betonte die Gastfreundschaft des Heinrich-Böll-Hauses und erinnerte an die namhaften Gäste, die hier zugegen waren.
- Er erinnerte an die Aufruhr produzierende Ankunft von Alexander Issajewitsch Solschenizyn.[37, 38, 39]
- Paul Larue betonte, dass dieses Haus – ganz im Sinne von Annemarie[40, 41, 42, 43] und Heinrich Böll – offen ist für bedrängte AutorInnen, dem sich auch weitere Verantwortliche verpflichtet fühlten und fühlen.
- Er erinnerte an die schwierige Situation während der Corona-Pandemie[44] und betonte, dass es nun weiter geht.
- Er stellte die beiden Musikerinnen Katja Zakotnik und Naila Alvarenga Lahmann vor.
- Weitergehend stellte er Iris Witt[45, 46, 47, 48, 49] (Landesgeschäftsführerin von Heinrich Böll Stiftung NRW e.V.[50, 51, 52, 53, 54]) vor und bedankte sich für die finanzielle Unterstützung.
- Ebenfalls bedankte er sich für die gute Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung in Berlin und äußerte die Hoffnung, dass die Stadt Düren[55, 56, 57] als neue Trägerin des Heinrich-Böll-Hauses, diese Arbeit in der Zukunft weiterführen wird.
- Paul Larue richtete schöne Grüße aus von seinem Nachfolger, dem Bürgermeister[58] Frank Peter Ullrich[59, 60, 61, 62] und begrüßte die anwesende Kulturausschuss[63]-Vorsitzende Verena Schloemer[64], die sich für die Überführung des Heinrich-Böll-Hauses in den städtischen Besitz stark gemacht hatte.
- Danach dankte er herzlich Sigrun Reckhaus[65, 66] für ihr unermüdliches Engagement für das Heinrich-Böll-Haus und die inzwischen mehr als 150 StipendiatInnen, die das Haus besucht haben. Er skizzierte, welche vielfältige Unterstützung sie über die Jahre für das Haus und die Menschen geleistet hat und überreichte ihr zwei symbolische Geschenke.
- Sigrun Reckhaus zeigte sich erfreut über die Stimmung vor Ort und bedankte sich bei all Jenen, mit denen sie vertrauensvoll zusammengearbeitet hatte. Sie betonte die Wichtigkeit der Fortführung der kulturellen Arbeit, um zu einer friedlicheren Welt beizutragen.
- Paul Larue stellte den auf abenteuerliche Weise nach Deutschland gelangten Schriftsteller Wiktor Wladimirowitsch Jerofejew[67] vor und skizzierte seine Flucht aus Russland.
- Anschließend stellte er den Aachener Regionsschreiber A. Kadir Özdemir[68, 69, 70, 71] vor.
- Als weitere Unterstützende galt sein Dank dem Kultusministerium/Schulministerium NRW.[72, 73, 74, 75, 76]
- Abschließend begrüßte er die anwesende neue Leiterin (zusammen mit Stefan Knodel) des Heinrich-Böll-Hauses Gabriele Gellings.[77]
- Er schilderte die Rolle des neuen Fördervereins und warb für neue MitgliederInnen. Für diese Transformation dankte er Stefan Knodel und übergab die weitere Leitung der Veranstaltung an ihn.
- Stefan Knodel warb ebenfalls für neue MitgliederInnen des Fördervereins und bat darum, sich ins ausliegende Gästebuch einzutragen.
- Er skizzierte den Fortgang des weiteren Programms.
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 32/43)
Paul Larue bedankte sich bei Iris Witt und ...
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 33/43)
... Sigrun Reckhaus ...
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 34/43)
... – die sich erfreut zeigte über die schöne Atmosphäre und die gute Zusammenarbeit – ...
Hinweis: Es darf erwähnt werden, dass mit Alexander Issajewitsch Solschenizyn 1974 der Literatur-Nobelpreisträger[78, 79, 80] von 1970 in Langenbroich zu Gast war.[81] Heinrich Böll hatte diesen 1972 ebenfalls bekommen. Als Stipendiatin aus Weißrussland war 2009 Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch[82, 83, 84] zu Gast im Heinrich-Böll-Haus, die 2015 den Literatur-Nobelpreis verliehen bekam (und zuvor von Sigrun Reckhaus betreut wurde).
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 35/43)
... sowie Wiktor Wladimirowitsch Jerofejew.
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 36/43)
A. Kadir Özdemir verlas einige seiner Texte ...
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 37/43)
... vor einem interessierten Publikum.
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 38/43)
Reife literarische Kirschen
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Audio 3/4)
Stefan Knodel stellte A. Kadir Özdemir vor. (Audio 3/4) [MP3]
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 39/43)
Das Gespräch zwischen Stefan Knodel und dem kürzlich ins Exil geflohenen russischen Schriftsteller Wiktor Wladimirowitsch Jerofejew, welches Nadja Pazzini[85, 86, 87, 88] ins Deutsche übersetzte.
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 40/43)
Betroffenheit zum Krieg in der Ukraine[89, 90, 91]
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 41/43)
Hoffnungsvoll blickte Wiktor Jerofejew nach vorne oder Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen.[92] (Isaac Asimov[93, 94, 95])
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Audio 4/4)
Stefan Knodel diskutierte mit Wiktor Jerofejew (Audio 4/4) [MP3]
Es wurde zu folgenden Themen gesprochen:
- Stefan Knodel skizzierte die Biographie von Wiktor Jerofejew.
- Vorab erinnerte Wiktor Jerofejew daran, dass heute in Russland der Feiertag Die Feier der Demokratie begangen wird. Anlass ist der Austritt Russlands aus der Sowjetunion am 12. Juni 1990.[96, 97, 98]
- Aufgrund seiner persönlichen Bekanntschaft bestätigte Wiktor Jerofejew, dass Michael Gorbatschow Russland in Richtung Demokratie[99, 100, 101] führen wollte.[102] (Hinweis: Allerdings verstand auch er darunter nicht eine Demokratie nach westlicher Vorstellung!)
- Die Veränderung der politischen Situation in Russland während der letzten Jahre[103, 104], habe Wiktor Jerofejew dazu gezwungen, mit seiner Familie das Land zu verlassen.
- Da er während seiner Jugend auch in Paris gelebt hat, ist er europäisch sozialisiert. Seine russische Seele vermisst aber dennoch seine Heimat und auch den dort verbliebenen Papagei.
- Im übertragenen Sinne stellte Wiktor Jerofejew fest, dass nicht er Russland, sondern das Land ihn verlassen hat, so dass er auch von hier die Entwicklungen in Russland beobachten kann.
- Er skizzierte die paradoxe Reise seiner Familie von Russland nach Deutschland in einem russischen Auto mit einer ukrainischen Flagge.[105, 106]
- Er begrüßte die europäische Solidarität mit der Ukraine durch das Zeigen der Flagge. Nur die französische Unterstützung sei zurückhaltend.[107]
- Stefan Knodel befragte Wiktor Jerofejew nach seinen Gefühlen, hier im Heinrich-Böll-Haus auf den Spuren bedeutender Schriftsteller zu wandeln. Wiktor Jerofejew erwähnte, dass er Heinrich Böll 1979 in Moskau traf. Detaillierter berichtete er, dass er Alexander Solschenizyn nie getroffen, aber Lew Sinowjewitsch Kopelew[108, 109, 110, 111, 112, 113] kennengelernt hatte. Daher rief dieser Besuch ein besonderes Gefühl hervor und er sei der Meinung, dass die Literatur nie enden wird und er bedankte sich, hier sein zu dürfen.
- Stefan Knodel zeigte sich interessiert, woran Wiktor Jerofejew gerade arbeitet. Zunächst berichtete Dieser, welche Bedeutung Deutschland für ihn als Transitland, aber auch als Leserkreis seiner Bücher hat. Er bedauerte, dass er es noch nicht geschafft habe, die deutsche Sprache zu erlernen. Er betonte aber, dass er die hoch entwickelte deutsche Kultur schätze und erwähnte den entstehenden Roman Der grosse Gopnik. (Hinweis: Der Roman Der grosse Gopnik ist 2023 erschienen.[114, 115, 116])
- Erklärend schilderte er die Bedeutung eines Gopnik[117, 118, 119] und dass bereits der Buchtitel ein Paradox aufzeige. Er beklagte, dass dieser Gopnik die derzeitige gewaltvolle Kultur von Russland darstelle.[120, 121, 122, 123, 124]
- Wiktor Jerofejew äußerte seine Hoffnung, dass dieses Buch gut angenommen und verstanden wird, so wie sein Roman Der gute Stalin[125, 126], der inzwischen auch in Deutschland erhältlich ist.
- Stefan Knodel berichtete, dass Wiktor Jerofejew bald einen Lehrstuhl als Professor für russische Literatur an der Universität Lüneburg[127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134] antrete und wollte wissen, ob es symptomatisch sei, dass die Intelligenzija[135] nun das Land verlasse.[136, 137]
- Zunächst betonte Dieser, dass er die freundschaftliche Zeit hier im Heinrich-Böll-Haus sehr vermissen werde und dass hier schon viele Texte entstanden sind. Er hoffe sehr, hier auch weiterhin willkommen zu sein und könne notfalls im Auto neben dem Heinrich-Böll-Haus übernachten.
- Stefan Knodel intervenierte, dass Wiktor Jerofejew immer herzlich willkommen sei.
- Wiktor Jerofejew erwähnte, dass er bereits die ersten drei Lesungen an der Uni Lüneburg gehalten habe, deren Inhalte er andeutete. Hieraus ergaben sie interkulturelle berührende Gespräche, die demnächst in der Zeitung veröffentlicht werden. Dieser Dialog zwischen Menschen der beiden Kriegsbeteiligten war anstrengend, er zeigte aber, dass er generell möglich ist.
- Wiktor Jerofejew skzzierte seine noch nicht eindeutigen Pläne, hier in Deutschland und Frankreich zu bleiben. Er hoffe aber, dass sein Papagei Putin überlebe und er nach Russland zurückkehren könne.
- Er beklagte, dass in Russland die Tierliebe noch nicht sonderlich weit entwickelt sei und die RussInnen daher von Deutschland lernen können.
- Stefan Knodel merkte die Hitze des Tages an und fragte gespannt, ob noch viele Werke von Wiktor Jerofejew zu erwarten seien. Dieser betonte, dass die für ihn ungewöhnlich starke Sonne die Freundschaft ausstrahle. Abschließend merkte er an, dass – symbolisch wichtig – seine 4-jährige Tochter im Bett von Alexander Solschenizyn übernachtet habe.
- Stefan Knodel bedankte sich bei Wiktor Jerofejew und Nadja Pazzini und kündigte Lesungen an, um seine Literatur genauer kennenzulernen.
- Abschließend animierte er zum weitergehenden Diskurs und erwähnte, dass noch Werke vom Dürener Künstler Herbert Falken[138, 139, 140] zu erwerben sind.
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 42/43)
A. Kademir Özdemir im Gespräch mit Paul Larue
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Heinrich-Böll-Haus Langenbroich: Tag der Offenen Tür (Foto 43/43)
Ausklang des Gartenfestes